Weil die “Typen” fehlen, fehlen die Fans. So hieß es zumindest. Mit Niclas Füllkrug hat die Nationalelf einen “Typen” gewonnen, der mehr als nur ein Torjäger ist.
Niclas Füllkrugs Torquote im Deutschland-Trikot kann sich sehen lassen. Funf Spiele, funf Tore. Noch beeindruckender ist ein Blick auf die gespielten Minuten. Denn ein ganzes Spiel macht der Stürmer von
Werder Bremen noch nicht unter Hansi Flick. Die 75 Minuten gegen Peru (2:0) am Samstag waren bisher der Höchstwert. Knapp alle 38 Minuten schießt “Fülle” ein Tor für die deutsche Nationalmannschaft.
Auch deshalb ist der 30-Jährige für die Fans der Nationalmannschaft ein “Muss” in der Aufstellung. Doch Füllkrug bringt nicht nur Torgefahr und Effektivität mit, er bringt auch etwas mit, was die DFB-Auswahl oft vermissen ließ. Er bringt Leidenschaft und Emotion mit. Füllkrug strahlt in keiner Sekunde aus, eine Partie wie gegen Peru sei ein Pflichtbesuch.
Was Joshua Kimmich meinte, als er auf der Pressekonferenz am Freitag einen Journalisten korrigierte, dass es kein “Testspiel” sondern ein “Vorbereitungsspiel” sei, lebte Füllkrug einen Tag später vor. Als in der 49. Minute der Peruaner Wilder Cartagena den kurz zuvor eingewechselten Mario Götze mit Voller Wucht umgrätschte, war Füllkrug sofort zur Stelle und stellte den Übeltäter zur Rede. Es gab einen Schubser und eine unmissverständliche Ansage.
Fünf Minuten später war Füllkrug ins nächste Wortgefecht verwickelt – diesmal auf der anderen Seite des Feldes. Bei einer Standardsituation für Peru musste die Schiedsrichterin aus Italien eingreifen, weil sich der deutsche Stürmer mit einem Gegner eine Rangelei lieferte. Die leidenschaftliche und aggressive Gangart der Südamerikaner konterte Füllkrug, wo er nur konnte.
Beim Stand von 2:0, beide Tore erzielte Füllkrug in der ersten Hälfte, bekam Deutschland in der 66. Minute nach Hinweis des Video-Schiedsrichters einen Elfmeter zugesprochen. Schon als die Unparteiische sich die Szene am Bildschirm anschaute, schnappte sich Füllkrug in Begleitung von Kai Havertz den Ball und ging Richtung Elfmeterpunkt. Als Maria Caputi auf den Punkt zeigte, bekam Havertz dann das Spielgerät.
Während der Offensivmann vom FC Chelsea geduldig darauf wartete, den Strafstoß auszuführen, versuchten Torwart Pedro Gallese und Gelbsünder Cartagena, Havertz abzulenken. Sie redeten auf ihn ein, störten ihn bei der Konzentration. Füllkrug bemerkte das und ging dazwischen. Er schnappte sich Cartagena, schubste ihn weg von Havertz und schickte parallel Gallese in Richtung Tor.
Solche Aktionen mögen auf den ersten Blick klein sein und wenig Bedeutung haben, doch sie sind es nicht. Denn sie zeigen bei Fußballfans eine Wirkung. Da ist einer, der sein Team verteidigt, der Feuer und Leidenschaft bringt. Während es in der Bundesliga auf dem Platz und auf den Rängen oft hitzig zugeht, ist es bei den Partien der deutschen Nationalmannschaft meist eher kühl.