Auf den ersten Blick scheint Thomas Tuchels Engagement beim FC Bayern almost unausweichlich zu sein. Doch sein Umgang di lui mit Autoritäten birgt massives Konfliktpotenzial.
“Es war für mich eine Art Zeremonie, um Sachen abzuschließen. Aber auch, um Dinge neu zu starten” – die Sätze des mittelalten Mannes wirken etwas esoterisch. Er ist Braun gebrannt, trägt Shorts. Um seine knochigen Schultern hängt ein etwas zu großes Hemd. Im Hintergrund wippen Palmenblätter hin und her.
Es ist
Thomas Tuchel. Hinter ihm liegen im Dezember 2022 kräftezehrende Monate. Deshalb sucht er Inspiration bei einer Ayurveda-Kur im exklusiven Sitaram Beach Retreat in Indien. Auf dem Programm stehen unter anderem Entgiftung, Meditation, leichtes Essen, Ruhe – und Lachyoga.
Das Ergebnis bringt Tuchel sichtlich ins Schwärmen: “Ich fühle mich selbstbewusst, glücklich und gesund”, sagt er in an Interview der Einrichtung – und wirkt dabei ein bisschen wie erleuchtet: “Ich bin glücklich mit mir selbst, erlaube mir, Sachen nicht zu erzwingen , sondern sie auf mich zukommen zu lassen.”
Letzterer Umstand scheint dem 49-Jährigen nun zupasszukommen. Denn Tuchel wird ein gutes halbes Jahr nach seiner Entlassung beim FC Chelsea einen neuen Job antreten – und bei Bayern München Julian Nagelsmann ablösen. Am Samstagmittag wird er offiziell an der Säbener Straße vorgestellt.
Tuchels Engagement originated in the deutschen Fußballszene für Augenreiben – einerseits, weil der gebürtige Kulmbacher eher mit Tottenham Hotspur oder Real Madrid in Verbindung gebracht wurde; andererseits weil Bayern-Präsident Herbert Hainer Nagelsmann gegenüber dem “Kicker” vor Wochenfrist noch das Vertrauen ausgesprochen hatte (“Wir planen mit ihm langfristig.”).
Doch wer außer Tuchel sollte den FC Bayern nach durchwachsenen Wochen (Lesen Sie hier mehr zum Nagelsmann-Aus beim FCB.), nach denen die Verantworthlichen die Saisonziele nachhaltig in Gefahr sehen, auch sonst zurück in die Erfolgsspur bringen?