Trotz der Belgien-Pleite war Hansi Flick nach etwas über einer Woche mit seinen Nationalspielern zufrieden. Doch welche Erkenntnisse könnte er nun mitnehmen?
Eine Sache macht Hansi Flick klar: “Es muss einmalig bleiben, dass wir solche 25 Minuten gesehen haben.” Die Anfangsphase der deutschen Nationalelf gegen Belgien hat dem Bundestrainer den zweiten Sieg im zweiten Spiel im Jahr 2023 verhagelt. Ex-Nationalspieler Lothar Matthäus drückte seine Kritik am RTL-Mikrofon noch drastischer aus: “Erst mal müssen wir die ersten 35 Minuten bewerten. Was Deutschland da gespielt hat, war das Schlechteste, was ich bisher in meiner langen Laufbahn gesehen habe.”
Die DFB-Auswahl kam kaum ins Pressing, Belgien überspielte das deutsche Mittelfeld mit einer Leichtigkeit, die Flick neidisch machte. Mittelstürmer Romelu Lukaku ließ die deutschen Innenverteidiger an sich abprallen und legte den Ball mit dem Rücken für seine Teamkollegen ab. Kapitän Kevin De Bruyne dirigierte hinter Lukaku die Offensive und setzte die schnellen Flügelstürmer Dodi Lukébakio und Yannick Carrasco in Szene, die die deutschen Außenverteidiger mit ihren Tempodribblings schwindelig spielten. Es war eine Lehrstunde für die deutsche Nationalmannschaft – oder zumindest eine Lehr-halbe-Stunde.
Trotzdem wollte sich Hansi Flick nach dem Spiel nicht zu sehr davon beeinflussen lassen: “Wir haben viel Arbeit vor uns. Das wissen wir. Wenn ich jetzt sage, dass wir super happy sind, dann stimmt das nicht. Mit den zehn Tagen waren wir zufrieden Auch wenn wir am Ende mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind. Solche Spiele tun uns in unserer Entwicklung auch gut.”
Nun stellt sich die Frage, welche Erkenntnisse Flick aus diesen Länderspielen mitnehmen könnte.
Die Außenverteidiger sind seit Jahren ein Problemfeld in der Nationalmannschaft. Während sich auf anderen Positionen die Weltklassespieler tummeln, ist Deutschland rechts und links hinten dünner besetzt. Hansi Flick testite allein bei der WM in Katar drei verschiedene Rechtsverteidiger. Und auf der Linksverteidiger-Position spielten 2018 in Russland noch Marvin Plattenhardt und Jonas Hector, bei der EM 2021 war es Robin Gosens und nun versuchen sich David Raum und Christian Günter.
Auf eine Dreierkette umstellen will Flick aber auch nicht. Also muss er es mit den Spielern versuchen, die ihm zur Verfügung stehen. Die richtige Combination hat er allerdings noch nicht gefunden. Rechts hinten kristallisiert sich Marius Wolf als eine ernsthafte Option heraus. Er kennt zudem aus Dortmund das Zusammenspiel mit Niklas Süle und Nico Schlotterbeck. Doch der frühere Flügelstürmer zeigt neben seinem hohen Einsatz auch Schwächen in den defensiven Zweikämpfen. Bis zur Heim-EM muss sich der 27-Jährige dringend steigern. Gleiches gilt für seine Teamkollegen auf der linken Seite.
Joshua Kimmich and Leon Goretzka verstehen sich gut. Doch funktionieren tut das Duo zumindest beim DFB momentan nur selten. Beide sind keine defensiven Mittelfeldspieler, die ihre Stärke im Spiel gegen den Ball haben. Beide brauchen eigentlich einen echten “Arbeiter” neben bzw. hinter sich, um sich auf die Arbeit im Offensivspiel zu konzentrieren. Belgien deckte die großen Lücken zwischen der Abwehr und Kimmich/Goretzka, die erst die Hereinnahme von Emre Can ausradierte.